Sektspielzeug: Solinger Sekt-Boy

Manchmal muss es einfach etwas Besonderes sein, um den tristen Alltag wieder aufzufrischen. Auch ich war schon länger auf der Suche nach etwas Abwechslung in meinem Sektleben und bin froh, dass diese grausame Zeit nun ein Ende hat. Rettung kam, wie eben so oft, aus der eigenen Familie. Völlig unerwartet erhielt ich vor einigen Tagen ein neues Sektspielzeug, den Solinger Sekt-Boy. Anfangs musste ich mich etwas an den Gedanken gewöhnen, beim Sektgenuss Hilfsmittel einzusetzen, aber Sekt findet ja vor allem im Kopf statt. Trotzdem gibt es ein paar grundsätztliche Regeln zu beachten, die ich euch in nachfolgender Fotosektstory etwas verdeutlichen möchte. Rückfragen gerne als Kommentar oder wie üblich per Leserbrief. 

Sektgar_Sektboy01

Am Anfang die Flasche bitte komplett entkleiden und störende Reste von der Agraffe entfernen. In unserer modernen und schnelllebigen Zeit, sind einige Modelle selbstverständlich bereits in dieser Verfassung erhältlich. 

Die Agraffe vorsichtig entfernen, denn in dieser sensiblen Phase ereignen sich die meisten Sektunfälle. 

Nun sollte der Sekt-Boy die Flasche fest umschlingen. Diese Zangentechnik machen wir uns zunutze und üben leichten Druck auf den oberen Teil des Korkens aus. Ruhig und kontrolliert. 

Im nächsten Schritt ziehen wir den Korken mit Hilfe des Sekt-Boys langsam aus dem Flaschenhals. Das bauchige Ende der Flasche darf zur Steigerung der Wirkung mit der freien Hand umfasst werden. Dieser Vorgang kann einige Momente beanspruchen. 

Wir haben die Flasche geöffnet. Bevor nun das herbeigesehnte Ergießen des Schaumweins erfolgt, sollte man sich kurz besinnen und in sich kehren. Was für ein tolles Gefühl!

Danke, Sekt-Boy! 

Winzersekt - Kestener Licht

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Ich bin ja ein großer Freund von Ostern. Als Kind durfte ich zwar immer erst kurz vor Sonnenuntergang die Eier suchen aber dazu vielleicht später einmal mehr. Das Schöne an Ostern ist, dass sich in diesen Tagen dein Bewusstsein endgültig von Winter ("Oohhh") auf Sommer ("Aahh") umschaltet und man die guten Vorsätze und großen Pläne nun getrost wieder vergessen kann. Dieses Jahr begann das Osterfest mit der morgendlichen Frage nach dem Sinn oder Unsinn dieses religiösen Events. Es ist doch immer wieder lustig zu sehen, wie wenig man einfach darüber weiß und ich lag auf jeden Fall mehr als knapp daneben. Generation Quizduell! Zum Glück ereilte uns dann doch noch die Erleuchtung in flüssiger Form: das Kestener Licht erblickte den Tisch.  

Das Kestener Licht ist nun kein spirituelles Gimmick der Neuzeit sondern ein wunderbarer Rieslingsekt mit Tradition. Seit über 175 Jahren wird auf dem Klostergut Himmeroder Hof von der Familie Licht in der Eifel mit viel Liebe und Herzblut Wein angebaut. Steckenpferd ist hier ganz klar der Riesling, wie es die Lage an der Mittelmosel bereits vermuten lässt. Ein guter Anteil hiervon wird dann im traditionellen Verfahren in der Flasche versektet.

Ich persönlich war freudig überrascht von der Feinperligkeit und Fruchtigkeit des Produkts. Der optimale Begleiter für einen morgendlichen Brunch. 

In Berlin erhält man den Sekt beispielsweise hier und auf Wunsch auch gerne in der mobilen Sektbar.

Bon Perlage!

 

Sekt im Kiez: Vin Aqua Vin

Die Weserstraße in Neukölln hat ja nun wirklich für jeden etwas zu bieten. Vor einigen Jahren habe ich hier meine Liebe zur Berliner Eckkneipe entdeckt und schöne Stunden mit Tulpe vor der Jukebox verbracht. Diesen Ort der Gemütlichkeit gibt es nun leider schon lange nicht mehr, da die Nachfrage an einem weiteren Spätkauf Deluxe wohl größer war. Nun ja. Mittlerweile gönne ich mir ja auch lieber ein ehrliches Gläschen Schaumwein und muss nun ein paar Häuser weiter ziehen, um wieder glücklich zu werden. Das ewige Problem der Sektrifizierung! Vin Aqua Vin heißt der Laden und ist eine Mischung aus Vinothek und Weinbar. In der neuen Lokation kann man im Schein des Kaminfeuers sein Getränk genießen und große Pläne schmieden. Bei meinem letzten Besuch wurden beim Betreten gerade zwei Taschendiebe in Handschellen abgeführt: ihr Plan ging wohl leider nicht ganz auf. Die Auswahl ist verhältnismäßig überschaubar aber man merkt, dass sie mit Bedacht getroffen wurde. Im Bereich der Schaumweine findet man einen gesunden Durchschnitt: Champagner, Cremant, Cava und auch Winzersekte. Der hauseigene Stolz ist die Eigenkreation "Sekoi" - ein Secco der mit feinen Perlen ein Prickeln auf die Haut zaubern soll. Mich interessiert ja bekanntlich eher das Prickeln am Gaumen und daher konnte ich mich für diesen fruchtigen Sommer-Sonne-Langeweile Drink leider nicht begeistern*. Viel interessanter hier schon die Winzersektempfehlung des Hausherrens: Bamberger. Das Weingut Bamberger produziert eine stattliche Anzahl an Sekten und ist laut Eigenaussage auch bei Verkostungen immer ganz vorne mit dabei. Optisch und haptisch versprechen die Flaschen tatsächlich schon einmal sehr viel und werden bald an selbiger Stelle auführlich besprochen. Auch für Freunde exquisiter Speisen bietet das Etablissment einiges. Neben täglichen Gerichten, wie beispielsweise Coq au Vin, gibt es einmal im Monat das wohl beste Steak der Welt! Guten Appetit!

*Update: Nach nochmaliger sorgfältiger Prüfung, muss ich mein Urteil bezüglich des Sekois auf jeden Fall revidieren. Wer im Vin aqua Vin vorbeikommt, sollte unbedingt die eine andere Flasche für die Hausbar erwerben. Eignet sich nämlich auch hervorragend für leckere Schaumweincocktails.

Vin Aqua Vin | Wesertraße 204 | 12407 Berlin | U8 Hermannplatz

Sekttourismus: Werder sehen und sterben

Am Bodensee erfuhr ich von einem Weingut direkt vor den Toren Berlins, dem Wachtelberg in Werder an der Havel, also noch knapp im C-Bereich und damit perfekt für einen kleinen Ausflug. Schon bei der Ankunft versprüht Werder einen ganz besonderen Charme und man fühlt sich in keinster Weise an andere idyllische Weinregionen erinnert. So richtig mag man auch nach 30 Minuten Fußweg noch nicht daran glauben, dass man hier auf dem Werderaner Wachtelberg sogleich eines der nördlichsten Weinanbaugebiete Deutschlands zu sehen bekommen wird. Umso überraschender breitet sich dann urplötzlich ein ansehnliches Meer von Reben vor einem aus. Eigentlich kann man hier gar keinen Wein anbauen, denn die Lagen liegen weit außerhalb der “Polargrenze des Weinbaus” aber daran stört sich seit ein paar hundert Jahren anscheinend niemand. Auch nicht die Familie Lindicke, die hier seit 1996 die Trauben in der Hand hält und eine interessante Auswahl an Rebsorten vorweisen kann: in Rot dominiert vom Regent und in weiß, ganz klassisch, vom Müller Thurgau. Auch Sekt hat man im Haus und zwar den "Fridericus Brut", einen “eleganten und spritzigen Sekt aus der Rebsorte “Saphira”. Die Saphira soll ja dem Riesling nahe stehen und schmeckt als Grundwein auch vorzüglich, von einem guten Riesling Sekt ist unser kleiner Fridericus aber noch ein Stückchen entfernt. Ein Ausflug auf den Berg lohnt sich aber in jedem Fall, denn man kann auf den Lehrpfaden durch die Reben einiges lernen und später in der "Weintienne" Theorie und Praxis effektiv verknüpfen. Mit etwas Glück bekommt man auch ein mehrstündiges Gespräch von redseligen Ur-Werderanern am Nachbartisch geschenkt.

Fazit: Machen und unterwegs etwas Zeit an der Havel verbringen.

Weingut Dr. Lindicke | Wachtelwinkel 30 | 14542 Werder (Havel)